Die neue Flugsaison hat begonnen und um diese zu feiern, präsentieren wir in den kommenden Ausgaben ein Interview mit Steffen Braun. Darin erzählt er uns, wie er seine Leidenschaft für das Fliegen entdeckte, seine ersten Schritte als Alleinflieger meisterte und nun auf dem Weg ist, seinen Flugschein zu erlangen. Begleiten Sie uns auf dieser inspirierenden Reise.
Im Leben von Steffen Braun, einem 43-jährigen Notfallsanitäter, Ehemann und Vater, war die Leidenschaft für den Flugsport immer präsent. Im Sommer 2022 verwirklichte er seinen Traum und begann mit der Flugausbildung beim Flugsportverein Möckmühl. In dieser Artikelserie erzählt Steffen von seinem lebenslangen Traum vom Fliegen und wie er sich entschied, diesen Traum in die Realität umzusetzen – ein bewegender Schritt, der zeigt, dass es nie zu spät ist, neue Höhen zu erkunden.
FSV: Möchtest du dich zunächst einmal vorstellen?
Steffen: Ich bin Steffen Braun, 43 Jahre alt, verheiratet, habe einen 17-jährigen Sohn, bin Notfallsanitäter von Beruf und Flugschüler beim FSV Möckmühl.
FSV: Wie bist du zum Fliegen gekommen?
Steffen: Also eigentlich hat mich die Fliegerei schon immer begeistert. Schon als Kind durfte ich ein paarmal mit dem Segel- und Motorflieger mitfliegen. Auch beruflich hatte ich das Glück, mehrere Dienste auf dem Rettungshubschrauber ableisten zu dürfen. Ich wollte schon immer, irgendwann mal, den Flugschein machen … aber wie es halt immer so ist, wenn man manche Pläne nicht in die Tat umsetzt. Aber vor einem Jahr dann, habe ich es endlich wahr gemacht. Ich bin Flugschüler, mit 43 Jahren zwar schon recht alt, aber es war eine meiner besten Entscheidungen.
FSV: Was sagst du zu Leuten, die auch Interesse am Fliegen haben?
Steffen: Ganz einfach: Kommt vorbei und lernt unser Team und unseren Sport kennen. Nutzt die Möglichkeit, einer Schnuppermitgliedschaft. Danach kann jeder selbst entscheiden, ob er weitermachen möchte. Aber wer einmal reingeschnuppert hat, ist vom Flugvirus infiziert.
FSV: Wie bist du zum Flugsportverein Möckmühl-Korb gekommen?
Steffen: Das war eigentlich ein reiner Zufall. Ich habe eine Ausschreibung von Chris Henninger, Fluglehrerin in Möckmühl, auf Facebook gelesen. Hier konnte man sich auf einen Schnuppertag bewerben. In diesem erhielt man dann die Gelegenheit, an einem ganz normalen Flugtag mitzuwirken, die Abläufe kennenzulernen und natürlich auch mitzufliegen. Ich hab mich beworben und gleich eine nette Antwort mit Zusage bekommen. Schon am nächsten Sonntag war es dann so weit.
FSV: Wie lief dein Schnuppertag ab?
Steffen: Ich war mit Chris Henninger auf 10.30 Uhr verabredet. Ich war total nervös, als ich zum Flugplatz gefahren bin. Es war ja alles fremd, ich kannte niemanden und wusste auch nicht, was und wer mich dort erwartet.
Ich war pünktlich dort und wurde freundlich empfangen. Dann habe ich Chris endlich persönlich kennengelernt. Mir wurden dann ein paar Abläufe erklärt und ich durfte sofort am Flugbetrieb teilnehmen. Auch bei zwei Flügen, mit Fluglehrer, im doppelsitzigen Schulungssegelflugzeug durfte ich mitfliegen. Am Ende des Tages wurden dann die Flugzeuge noch gewaschen, eingepackt und wieder in die Halle gestellt. Bei einem Anschlussbier kamen dann noch mal alle zusammen und wir haben uns gut unterhalten. Ich war zwar etwas erschöpft, aber total glücklich, als ich heimgefahren bin. Ich hatte viel Spaß, viel Neues gesehen und nette Menschen kennengelernt.
FSV: Und wie ging es dann weiter?
Steffen: Mir war direkt nach dem Schnuppertag klar, dass ich Mitglied bzw. Flugschüler werden will. Ich habe dann nochmals mit Chris Henninger geschrieben und einen Termin für den kommenden Sonntag ausgemacht. Ich wollte noch ein paar Informationen haben, speziell wg. den Kosten, Vereinspflichten und Versicherung etc. sowie über den Ablauf der Flugausbildung. Wir haben uns dann getroffen und sie hat mir alles genauestens erklärt und mir wurde eine risikolose Schnuppermitgliedschaft angeboten. Ich habe dann keine Minute gezögert und die entsprechenden Aufnahmeformulare ausgefüllt. Ich wurde dann gleich beim Luftfahrtverband als Flugschüler gemeldet und durfte noch am selben Tag, auf dem Pilotensitz, mit der Segelflugausbildung beginnen.
FSV: Wie lief dann deine Ausbildung bislang ab?
Steffen: An den Sonntagen ist Ausbildungstag. Am Anfang fliegst du immer mit Fluglehrer, welcher am Anfang auch den Start und die Landung durchführt. Zunächst lernst du die Rudersteuerung kennen und machst Übungen in der Luft. Mit der Zeit übernimmst du das Steuern immer mehr. Auch das Starten und Landen wird irgendwann vom Schüler durchgeführt, der Fluglehrer unterstützt und hat jederzeit die Möglichkeit einzugreifen.
Irgendwann wirst du, als Flugschüler, nahezu alleine fliegen. Vor und nach den Flügen finden dann Briefing und Debriefing statt, bei welchen dir genau erklärt wird, was gut und schlecht war, wo und wie man sich verbessern kann oder auf was du dich nächsten Flug konzentrieren sollst. Im Winter findet der Theorieunterricht statt und das theoretische Lernen steht an. Fliegen macht zwar mehr Spaß, gehört aber nun mal auch dazu.
Auch die Wartung und Pflege der Flugzeuge findet im Winter statt. Hierzu wird sich freitagabends in der Werkstatt getroffen. Auch hier habe ich, als Neuling, viel über die Technik der Flugzeuge gelernt.
FSV: Warum gefällt es dir beim FSV Möckmühl so gut?
Steffen: Diese Frage ist leicht zu beantworten. Ich wurde vom ersten Tag an von den Kameraden super nett aufgenommen und im Team integriert. Jeder unterstützt jeden. Jeder freut sich über jeden Erfolg mit dir. Jeder gibt dir wichtige und hilfreiche Tipps, die dich immer besser werden lassen.
Im Verein sind alle gleich, egal ob Akademiker, Handwerker, Jung oder Alt. Alle betreiben den Flugsport mit großer Leidenschaft. Flugsport ist Teamsport, es benötigt viele helfende Hände, um einen Segelflieger in die Luft zu bekommen. Und genau das ist das Schöne daran … Teil einer Mannschaft zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen und so zusammen eines der schönsten Hobbys zu betreiben.
FSV: Was war beim Fliegen dein bisher schönstes Erlebnis?
Steffen: Ganz klar . mein schönstes und aufregendstes Erlebnis war mein erster Alleinflug, beim Fliegerlager 2023.
Am Vorabend musste ich noch einen Theorietest bestehen und am nächsten Morgen war es so weit. Ich musste meinen Fluglehrer ein letztes Mal von meinem Können überzeugen. Dann kam die Frage, ob ich bereit bin, meinen ersten Alleinflug durchzuführen. Obwohl ich sehr aufgeregt war, zögerte ich nicht. Sofort wurde der Soziusfallschirm ausgebaut und ich saß alleine im Flieger, voll Adrenalin. Ein super Start, eine saubere Platzrunde und eine schöne sanfte Landung sind mir dabei gelungen. Erst als der Flieger dann zum Stehen kam, hab ich es realisiert … ich bin zum ersten Mal alleine geflogen. Was ein tolles Gefühl, wenn auch meine Beine ganz zittrig waren. Nach zwei weiteren Flügen war ich dann offiziell Alleinflieger. Ich bekam den obligatorischen Fliegerstrauß, aus Brennesseln, Sträuchern und Ästen überreicht, um stets ein gutes Gefühl für den Steuerknüppel zu haben und alle Kameraden haben gratuliert. Am Abend wurde mir dann von allen Anwesenden einen Klaps auf den Hintern verpasst. Es ist eine langjährige Tradition und soll angeblich das Hosenbodengefühl für Thermik verbessern.